Hat man mal nicht aufgepasst, oder es tritt doch ein technischer defekt auf und das RAID-System ist weg, sind die Daten auch weg.
Nicht ganz! Die Daten sind nicht weg, man kommt nur aktuell nicht dran, soweit die Festplatte(n) noch voll funktionsfähig sind.
Da mir selbst solch ein Malheur passiert ist und Dr. Google wie üblich keine guten Antworten liefert, musste ich nun einiges testen und probieren, damit meine Daten wieder Zugänglich waren.
Damit du gleich den korrekten Lösungsweg finden kannst, hab ich diese Anleitung geschrieben.
Was ist mein Ausgangspunkt?
Durch mehrere Probleme und Unachtsamkeit ist mein RAID 1 gelöscht worden.
Zum einen ist das System (Windows 10) durch fehlerhafte Updates zerstört worden und das BIOS zwecks allgemeiner Wartung aktualisiert worden. Dabei wurde nicht beachtet, das durch ein BIOS-Update auch alle Einstellungen gelöscht werden.
… UPS … das RAID ist weg 🙁
Eine Wiederherstellung des RAIDs ist ohne die Festplatten zu löschen nicht mehr möglich.
Linux Mint 18.3 erkennt allerdings die Festplatten, kann aber nicht auf diese zugreifen.
Fehler: Der Superblock fehlt und die Festplatte kann nicht erkannt werden – Egal ob Windows oder Linux.
Der Superblock für die Festplatten ist auf dem RAID-Controller des Boards gespeichert und nicht auf der Festplatte. Daher ist das Auslesen der Platten ohne weiteres nicht mehr möglich, da dieser durch den BIOS-Flash gelöscht wurde.
Was hatte ich für Hardware?
Ich hab 2x 4TB-Festplatten an ein MSI A88XM-E45 Motherboard mit einer AMD A8-6600K CPU angeschlossen.
Dabei hab ich die RAID-Funktion des Boards genutzt (Hardware-RAID), da ein Software-RAID mit Windows 10 sehr gefährlich ist. (Das System ist nicht gerade stabil und schießt sich gerne mit Updates selbst ab).
Die Lösung:
HINWEIS: Dieser Lösungsweg hat bei mir funktioniert. Ich konnte mit diesem Weg bisher ein RAID-System und eine Festplatte mit kaputtem NTFS MBR wiederherstellen. Eine Garantie das es bei dir Funktioniert, gibt es nicht!
Wer seine Festplatte physisch beschädigt hat, kann mit der Lösung hier vermutlich nichts retten!
Der Retter ist ein Linux-System, welches man praktischer weise auf einen USB-Stick schieben kann und auf dem betroffenen System booten kann.
Dann benötigen wir das Tool TestDisk welches frei zum Download bereit steht.
Zu guter Letzt brauchen wir noch etwas Speicherplatz, damit wir unsere Daten retten können.
Dazu eignet sich eine externe Festplatte. Diese sollte genügend Speicherplatz besitzen und ordnungsgemäß funktionieren.
VORSICHT: Ab jetzt solltest du GENAU lesen was Befehle tun und was nicht! Drückst du die falschen Tasten, kann die Festplatte vernichtet werden und eine Wiederherstellung ist unmöglich.
Es kann sein, das ein englisches Tastatur-Layout genutzt wird. Dort sind einige Tasten vertauscht! Mach dich damit vertraut oder besorge dir nach dem starten des Linux-Systems das deutsche Layout.
1. Boote ein Linux-System von einem USB-Stick aus (Es eignet sich gut z.B. Ubuntu oder Mint. Ich nutze Mint 18.3) und schließe die externe Festplatte an (eventuell muss diese manuell gemountet werden!)
Hinweis: Am besten die betroffene(n) Festplatten schon wärend des Boot-vorgangs am System angeschlossen haben!
2. Downloade dir TestDisk entweder direkt auf das Boot-System oder auf einen speraten USB-Stick
3. Entpacke das Tool irgendwo hin. Der Download-Ordner sollte reichen
4. Öffne ein Komandofenster und navigiere dich zum Ordner wo TestDisk liegt
Beispiel: cd /home/Downloads/TestDisk
5. Starte das Tool als Administrator:
sudo ./testdisk_static
Hinweis zur Navigation: Rauf + Runter = Pfeiltasten und Bestätigen = Enter. Andere Befehle werden im unteren Bereich des Fensters beschrieben.
6. Wähle [Create] aus, um eine neue Log-Datei zu schreiben
7. Es werden nun alle verfügbaren Festplatten aufgelistet. Wähle nun deine passende Platte mit [Proceed] aus.
Hier in meinem Fall war es eine der WDC WD40EFRX-68WT0N0 Platten.
8. Nun kann dem Programm etwas auf die Sprünge geholfen werden, indem man den Partitionstyp vorgibt. Bei mir hat hier [Intel] geholfen.
Bei NAS-Systemen, schau mal ins Handbuch des Herstellers. Eventuell findest du dort hilfreiche Antworten.
Keine Panik bei falscher Auswahl. Sollte der Prozess scheitern, kann man ihn mit einem anderen Partitionstyp einfach nochmal laufen lassen.
9. Wähle mit ENTER nun den Punkt [Analyse] aus.
Nun wird ein kurzer Scan der Festplatte durchgeführt. Das sollte nicht lange dauern.
Was hat er bei mir gefunden: Zwei Partitionen welche sich „Linux Swap“ genannt hatten.
Zusätzlich gab es die Fehlermeldung:
Warning: Bad string sector (CHS and LBA don‘t match)
No partition is bootable
10. Wähle nun den Punkt [Quick Search] aus.
Er wird nun die einzelnen Festplattenfragmente scannen um Daten zu finden. Dies kann jetzt je nach Festplattengröße etwas dauern (Für 4TB etwa 4-6 Stunden bei 3TB genutztem Speicher). Es wird der Fortschritt in Prozent angezeigt.
Was bei mir gefunden wurde:
HPFS – NTFS Sektorennummern (oder so etwas in der Art)
HPFS – NTFS Sektorennummern (oder so etwas in der Art) [DATEN] ← Das ist der Hauptordner mit meinen Daten!! Jayyy
11. Ist der Scan durchgelaufen, wird eventuell noch eine fehlerhafte Partition angezeigt, welche bei mir mit FAT32 formatiert war.
Wir bestätigen dies mit [Continue]
12. Ist der Fehler recht klein und kann mit dem einfachen Scan gefunden und behoben werden, können wir die Daten direkt sichern.
In meinem Fall ist der Fehler aber tiefergreifender und Daten können auf Anhieb nicht erkannt werden, da keinerlei Tabelleninformationen vorliegen.
Da hilft dann nur noch ein tiefer Scan. Dieser kann ebenfalls jetzt eine Weile dauern. Drücken wir also auf [Deeper Scan].
13. Nun können wir unsere Daten sichern. Dazu einfach den Anweisungen des Programms folgen.
Navigiere dich dazu in den passenden Ordner, welcher gesichert werden soll und makiere alle wichtigen Daten.
Ich sichere alles, daher im Hauptordner SHIFT + C drücken, um alle Daten zu makieren. Diese färben sich dann auch grün.
Navigiere dich jetzt auf deine externe Festplatte und lass die Daten dort hinein kopieren.
(Ein Ordnerbaum höher kommst du über den . (Punkt)-Eintrag ganz oben.)
Hinweis: Achte genau auf die Buchstaben. Das C für Kopieren wird mit kleinem und großem Buchstaben für unterschiedliche Befehle genutzt!
14. TestDisk wird nun versuchen alle Daten zu kopieren. Dabei wird uns angezeigt, wie viele Daten schon gesichert wurden und wie viele zu sehr beschädigt sind.
Das kann jetzt je nach Festplattengröße, Datenmenge und Festplattenlesegeschwindigkeit eine weile Dauern.
Dieser Vorgang dauert auch etwas länger, da im Hintergrund diese Daten auch überprüft und ggf. korrigiert werden. Dies ist auch zu merken, das die CPU-Auslastung sehr hoch ist.
Wer viele Daten hat, muss eventuell ein oder zwei Tage opfern, um wirklich alles wiederherzustellen.
Einen Vortschritt nicht direkt, es wird nur die wiederhergestellten Daten angezeigt.
Meldung des Tools:
Copying, please wait… 4854 ok, 0 failed
Nun sollten all unsere Daten auf unserer neuen Festplatte mehr oder weniger vorhanden sein.
Sollten beim lesen Fehler gefunden worden sein, so schau nach, welche Daten fehlen und versuche diese eventuell erneut zu sichern.
Wer mehrere Festplatten retten muss, der wiederholt alles ab Punkt 6.
Ich hoffe, ihr kommt bald wieder an eure Daten dran!
Soweit ihr noch Tipps, Verbesserungsvorschläge oder Erfolgsgeschichten habt, schreibt die doch gerne unter den Beitrag ?
Vielen Dank!
Danke für die Anleitung, aber in der Überschrift steht „Daten aus einem RAID wiederherstellen“ wo genau gehst du auf das RAID ein? Hab ich es überlesen? Den zb. bei einem RAID 10 werden ja die Daten auf die Festplatte verteilt, somit hilft es mir ja wenig wenn ich eine HDD nach der anderen mache? oder liege ich da falsch? Nach meiner logig müsste ich doch ales erster das RAID 10 wieder herstellen und kann dann erst nach den Daten suchen? Oder wie ist das? Danke.
Auf ein RAID gehe ich nicht drauf ein, da dies nicht mehr existent ist, wenn wir am Punkt angelangt sind, andem wir die Anleitung brauchen.
Es fehlen die Partitionstabellen, die auf dem RAID-Controller gespeichert sind. Daher können wir mit den Platten alleine kein RAID mehr herstellen (außer man nutzt ein Software-RAID).
Ein RAID10 ist z.B. ein Mix aus RAID1 und RAID0. Hier brauchen wir die ledeglich zwei funktionierende Platten, die den Speicher teilen. Damit haben wir im Prinzip all unsere Daten vorliegen.
Das Programm versucht das RAID (scheinbar) zu erkennen und nutzt (hoffentlich) dann beide Platten korrekt. Es werden mehrere Proben durchgeführt, um Daten nutzbar zu machen.
Wie genau die Zauberei abläuft, ist für mich nicht ersichtlich.